Materialschaden verhindert Start beim Ironman Lanzarote

Rückblick

Nach dem DNF beim Ironman Süd-Afrika begann für mich wieder der Weg der Ursachenforschung bezüglich meiner Schmerzen in den Achillessehnen und mehrere Besuche bei meinen Therapeuten und Ärzten standen auf dem Programm.

Nach zwei Wochen ging es dann nochmal für drei Wochen nach Mallorca in das vorerst letzte Trainingslager der Saison. Nun standen kürzere Einheiten mit höheren Intensitäten auf meinem Trainingsplan. Der Trainingsumfang war im Vergleich zu den anderen Trainingslagern reduziert, dafür bekam der Körper mehr Zeit die Reize zu verarbeiten und sich zu erholen. „In den ersten Tagen musste ich mich an die höheren Intensitäten gewöhnen und genau auf meinen Körper hören. Doch nach einigen Einheiten hatte sich mein Körper an die „harten“ Intervalle gewöhnt, sodass es von Tag zu Tag besser lief.“

Das Lauftraining umfasste nicht mehr als 50 bis 60 Kilometer und erfolgte nur im Grundlagenbereich, um keine Risiken einzugehen und den Achillessehnen die nötige Zeit zur Anpassung zu geben.

Am 01.05.2017 nahm ich an einer Olympischen Distanz in Can Picafort teil, die von meinem Partnerhotel #FerrerConcord und #FerrerJaneiro ausgetragen wurde. Dort belegte ich den dritten Rang bei den Damen. Nach einer guten Schwimmleistung bei hohen Wellen konnte ich mich als zweite Frau auf die Radstrecke machen. Dort waren die Beine nach zwei Wochen Trainingslager recht schwer, sodass meine Leistung nicht ganz abrufen konnte. Beim abschließenden 10 Kilometerlauf konnte ich mich nach einem Kilometer an die Spitze des Frauenfeldes setzen. Doch bei Kilometer fünf traten plötzlich starke Hüftschmerzen auf, sodass ich mein Tempo reduzieren musste und das Ziel nur noch humpeln erreichte.

In der verbleibenden Woche verzichtete ich auf das Lauftraining an Land und verlegte es ins Wasser, um die Genesung schneller fortschreiten zu lassen. Nach meiner Rückkehr nach Frankfurt ging es täglich zur Osteopathie und Physiotherapie. Von Tag zu Tag wurden die Schmerzen besser, sodass ich mit einem guten Gefühl nach Lanzarote reisen konnte.

Pressemeldung Ironman Lanzarote (18.05.2017)
Leider wurde auf dem Flug von Frankfurt nach Lanzarote meine Wettkampfmaschine beschädigt.


Da ich das Ausmaß nicht selbst einschätzen konnte, holte ich mir Rat von einem Experten ein. Im Folgenden seine Antwort:
„Kurz zusammengefasst ist ein Fahrradrahmen aus Kohlenstofffaserverbundwerkstoff (CFK) aus zwei Werkstoffen, den Fasern und einem Matrixwerkstoff aufgebaut. Dabei übernimmt ein Kunststoff die Funktion der Matrix, der das Bauteil in Form hält und die Fasern einbettet. Die Fasern hingegen sind maßgeblich für die Steifigkeit und Festigkeit des CFKs verantwortlich.

Auf den Bildern ist zu erkennen, dass die Matrix auf der Außenseite der Sitzstrebe massiv beschädigt wurde. Hier liegen die Fasern bereits frei. Auch wenn eine Beschädigung der Sitzstrebenrückseite nicht erkennbar ist, ist eine Beschädigung im Inneren nicht auszuschließen. Es besteht die Gefahr, dass intrastrukturelle Schäden wie beispielsweise Delaminationen vorliegen. Zudem ist der längliche Bruch des Klarlacks ein weiteres Indiz, das auf die Instabilität des Rohres hinweist.

Auch wenn eine Beurteilung der Beschädigung an dem Rahmen anhand von Bildern und eine Einschätzung zur Fahrbarkeit des Rades schwierig sind, rate ich von einem weiteren Einsatz ab.

Die Sitzstrebe wird hauptsächlich auf Druck beansprucht. Zur Aufnahme von Druckbelastungen ist der Matrixwerkstoff verantwortlich, da die Fasern sonst ausknicken würden.

Ein notdürftiges Instandsetzen der Sitzstrebe ist ohne die notwendigen Materialien und das Equipment auf Lanzarote in der Kürze der Zeit nicht möglich.

Auch wenn eine Fahrt ohne große Belastung möglich ist, ist ein Totalversagen bei einer hohen Belastung, z. B. verursacht durch ein Schlagloch, sehr wahrscheinlich. Da die Strecke auf Lanzarote sehr viele Höhenmeter und auch einige Passagen mit schlechtem Asphalt aufweist, ist von einer erneuten Fahrt mit der Zeitfahrmaschine abzuraten. „

Aussage von Dr. Florian Ellert (Faserverbundspezialist)

Inhalte aus der Dissertation: „Eine Instandsetzungssystematik für Bauteile aus Kohlenstofffaserverbundwerkstoff“

Da für meinen Trainer und für mich die Gesundheit an erster Stelle steht, war klar, dass ich mit meinem Rad nicht an den Start werden kann. Natürlich haben wir viele Optionen und Ideen versucht schnellstmöglich zu checken, um doch noch an ein Rad bis zum Wettkampftag zu gelangen. Doch am Ende haben wir uns gegen ein Leihrad, sprich eine andere Geometrie, andere Sitzposition, andere Schaltung, etc. entschieden. Wir sind der Meinung, dass ich mit einem anderen Rad meine Leistung hätte nicht abrufen können. Zudem hätten aufgrund der ungewohnten Sitzposition und Geometrie erneute Verletzungen bzw. Verspannungen auftreten können und den weiteren Saisonverlauf auch eventuell in Frage gestellt.


Das Rennen wurde am Samstag für alle Teilnehmer um 7 Uhr gestartet. Ich habe mir die erste Disziplin angeschaut und die Teilnehmer noch auf das Rad steigen sehen, bevor es für mich dann Richtung Flughafen ging. Natürlich waren die letzten Tage keine leichten für mich, wenn man direkt am Start- und Zielbereich wohnt und das unruhige Treiben der anderen Athleten mitansehen muss. Jedoch hilft es nichts, sich lange darüber zu ärgern. Auch aus dieser Geschichte werde ich für die kommenden Rennen lernen und wer weiß für was es am Ende gut war. In den letzten Tagen ging es dann darum den Kopf möglichst schnell frei zu bekommen und die Erlebnisse schnellstmöglich abzuhaken. Für mich gab es dann ein wenig Bewegungstherapie im Meer und kurze Morgenläufe. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Eis essen, Shoppen und Tourismus.


Am Samstag Mittag, als die ersten Athleten langsam die Radstrecke hinter sich gebracht hatten ging es für mich zurück in die Heimat, wo ich ab Montag das Training wieder aufnehme und mich um alle Formalitäten kümmern werde.

Ausblick

In den nächsten Wochen wird die vollständige Genesung und die Entwicklung der Laufform im Vordergrund stehen. Hierfür werden sich mein Trainer und ich mir besondere Wege einfallen lassen um in der dritten Disziplin noch einen Schritt nach vorne machen zu können. Mein nächstes geplantes Rennen wird dann der Ironman 70.3 Kraichgau am 11.06.2017 sein.