Neunte bei der Challenge Roth

Wenn es schon auf den ersten Radkilometern nicht läuft wird es ein verdammt langer Tag mit vielen Tälern und Qualen ….

 

Mein Zieleinlauf – beim nächsten Mal kann ich hoffentlich wieder lächeln (Foto: Marcel Hilger)

 

Rückblick

Mit dem Erfolg des Ironman 70.3 Luxembourg ging es für mich in die letzten drei Vorbereitungswochen für die Challenge Roth. Alle Einheiten verliefen weitgehend nach Plan und die Form stieg täglich weiter an, sodass ich mit einem guten Gefühl nach Roth reiste. Auch die Leistungsdiagnostik am Dienstag vor dem Rennen bestätigte ein sehr gutes Leistungsvermögen. Ich war bereit für ein schnelles Rennen.

Hüttengaudi am Donnerstag vor dem Rennen

 

Neunte bei der Challenge Roth

12.07.2015

Pünktlich um 6:30 Uhr fiel der Startschuss im Main-Donau-Kanal. Bei der Challenge-Serie starten Männer und Frauen gemeinsam, nicht wie bei Ironman-Rennen, wo Männer und Frauen separate Startgruppen haben. Ich hatte ein wenig Respekt vor dem anderen Geschlecht, sodass ich mich am rechten Rand aufstellte um erst mal mein eigenes Tempo zu schwimmen. Dies gelang mir auch ganz gut, sodass ich nach 53 Minuten als Sechste Frau den Kanal wieder verlies. Nach dem Wechsel hatte ich ähnliche Probleme mit meinem Visier wie Jan Frodeno in Frankfurt, bevor ich mich auf die 180 Kilometer machen konnte. Vom ersten Meter an lief es dann allerdings überhaupt nicht rund. Ich fühlte mich, als ob ich auf einem falschen Rad sitze und keinen Druck auf die Pedale bekommen kann. Das gute Gefühl, das ich noch beim Ironman 70.3 Luxembourg hatte war nicht mehr da. Alle Versuche, die anvisierte Leistung umzusetzen, scheiterten. Nun begann der Kampf mit jedem Tritt in die Pedale. Körper und Geist wollten einfach nicht mehr, nach knapp 90 Kilometern kam noch ein Hungerast hinzu. Die Geschwindigkeit wurde immer langsamer. Jeder Anstieg, den ich sonst so liebe, wurde zu einer Herausforderung.

Der Solarer Berg mit seiner einzigartigen Stimmung (Foto: Marcel Hilger)

Ich schleppte mich von einer Verpflegungsstelle zur nächsten. Es wurde immer mehr ein Kampf gegen meinen inneren Schweinehund. Nach 5:17:52 Minuten erreichte ich als Neunte die Wechselzone. Nun fasste ich neuen Mut und ging den Marathon wie geplant an. Nach wenigen Kilometern hatte ich mein Tempo gefunden und bereits zwei Plätze gut gemacht. Es schien zu laufen. Doch nach der Halbmarathonmarke kam der Hungerast zurück und mein Körper fühlte sich leer und kraftlos an. Ich musste das Tempo verringern und bei den meisten Verpflegungsstellen gehen um möglichst viel Nahrung aufnehmen zu können. Nun begann erneut der Kampf gegen Körper und Geist. In dieser Zeit musste ich noch drei Verfolgerinnen ziehen lassen.

Hier lief es noch gut, wenig später sollte mir die Kraft erneut ausgehen (Foto: Egoner Mac Leod)

Kurz vor dem Ziel gelang es mir dann nochmal einen Schalter um zu legen und mit letzter Kraft noch einen Platz gut zu machen, sodass ich am Ende nach 3:24:43 Minuten und einer Gesamtzeit von 9:39:59 Minuten als Neunte das Ziel erreichte. Wäre Martin heute nicht gewesen und hätte mich immer wieder angetrieben weiter zu laufen und an mich zu glauben, wäre ich wohl immer noch auf der Strecke unterwegs. Hier hat man wieder mal gesehen, wie wichtig es ist, Personen an der Strecke zu haben, die einen immer wieder motivieren und einen genau kennen und wissen, was man in diesen Momenten braucht. Wenn es läuft, läuft alles, wie von selbst, doch wenn es nicht läuft, kann man jeden Zuspruch gebrauchen. Ich war so froh, dass er immer wieder auftauchte und mir immer wieder gut zu sprach. Hiermit möchte ich mich ganz herzlich bei dir bedanken, ohne dich wäre der Tag noch länger gewesen. Zudem meiner Familie, die auch immer hin- und her gefahren ist, um mich bestmöglich zu unterstützen und für mich dazu sein, sowie allen Freunden und Bekannten, die mich angetrieben haben. Ich hoffe, dass ich mich bei dem nächsten Rennen mit einer guten Leistung und einem Lächeln bei euch bedanken kann.

„Das Rennen war die größte Qual meines Lebens. Wenn es schon auf den ersten Radkilometern nicht läuft, wird ein langer Tag noch viel länger. Im Moment überwiegt die Enttäuschung über ein verkorkstes Rennen. Ein kleiner Trost ist, dass es wohl nicht an meiner nicht vorhandenen Form lag, sondern an meinem Material. Da können kleine Nuancen schlimme Folgen nach sich ziehen. So leider auch bei mir. Diese gilt es nun zu beheben und nach einer kurzen Pause nochmal anzugreifen.”

Mein Glückwunsch geht an Yvonne van Vlerken, Carrie Lester und Anja Beranek, die ein starkes Rennen gezeigt haben, sowie Nils Frommhold bei den Männern.

 

02.08.2015

Vorschau

Eigentlich würde ich am liebsten in den nächsten Wochen eine weitere Langdistanz machen um vor allem mir selbst zu beweisen, dass ich es besser kann. Doch nun werde ich mich erst mal auf die kürzeren Strecken konzentrieren und weiter an meiner Geschwindigkeit arbeiten, bevor ich am Ende der Saison noch eine Langdistanz machen werde, da freue ich mich jetzt schon umso mehr drauf.

Am 02.08.2015 werde ich bei meinem Heimrennen dem „City Triathlon Frankfurt“ über die Olympische Distanz an den Start gehen und versuchen nach meinen Siegen 2011 und 2013 meinen dritten Erfolg hinzuzufügen. Eine Woche später werde ich bei der Ironman 70.3 EM in Wiesbaden an den Start gehen um Material und Form zu testen. Danach liegt meine volle Konzentration auf der Vorbereitung auf die Ironman 70.3 WM in Zell am See, zu der ich mich qualifiziert habe. Zum Ende der Saison wird es dann noch eine Langdistanz geben.