Silvesterlauf Frankfurt Nachtrag
Mein erstes Rennen nach der achtmonatigen Wettkampfpause ist nun schon einige Tage vorbei. Dennoch möchte ich heute die Zeit nutzen und noch ein paar Worte zum Frankfurter Silvesterlauf verlieren. Das Training in den Tagen vor dem Rennen wurde normal geplant, da wir den Lauf als Test sehen und keine Trainingszeit verlieren wollten. Für meinen ersten Wettkampf nach der langen Verletzungszeit habe ich mir bewusst eines der vielen Heimrennen meines Vereins Spiridon Frankfurt ausgesucht um mit möglichst vielen bekannten Gesichtern gemeinsam im Rennen zu stehen und Familie und Freunde an der Strecke zu wissen. Im Vorfeld hatte ich mir keine großen Ziele für meinen ersten zehn Kilometerlauf gesteckt. Ich wollte einfach Spaß haben und mich darüber freuen endlich wieder dazu zu gehören und an einer Startlinie stehen zu dürfen. Insgeheim hatte ich mir eine Zeit von 40 Minuten gesteckt, sodass ich versuchte dieses Ziel zu erreichen. Kein Blick auf die Uhr, einfach Laufen und auf den Körper hören. Die ersten Kilometer fühlten sich gut an, doch ab der Hälfte begann der Kampf gegen mich selbst. Zuvor war ich maximal zwei Kilometer in diesem Tempo gelaufen, jetzt sollten es zehn werden. Ich merkte, dass meine Schritte schwerer wurden und ich Mühe hatte das Tempo zu halten. Bei Kilometer acht ein Blick auf die Uhr, genau 32 Minuten. „Jetzt muss ich Gas geben, wenn ich unter 40 Minuten bleiben möchte,“ dachte ich mir. Da ich den Wald kannte wusste ich welche beiden Kilometer noch auf mich warteten und versuchte alles, was noch in meinem Körper war heraus zu holen. Am Ende erreichte ich mit 39:47 Minuten mein persönliches Ziel. „Ich hatte es geschafft und nach langer Zeit wieder ein Rennen ins Ziel gebracht …. doch dass ich mich für 40 Minuten über 10 Kilometer so quälen muss, hat mich dann doch überrascht. Immer wieder vergleicht man sich mit alten Zeiten und denkt, so schnell bin ich sonst im Training gelaufen und jetzt muss ich mich dafür so quälen?!?! Aber insgeheim weiß ich, dass ich sechs Monate so gut wie gar nicht gelaufen bin und bislang noch kaum Tempotraining absolviert habe. Doch man hofft, dass sich der Körper an vergangene Einheiten erinnert und es einem doch leichter fällt. Doch so war es an diesem Tag nicht.
Dennoch bin ich zufrieden, dass ich mein Ziel erreicht habe. Jetzt weiß ich, dass noch viel Arbeit vor mir liegt und an welchen Schrauben gedreht werden muss.“
Vielen Dank an meinen Laufverein Spiridon Frankfurt für eine tolle Veranstaltung und an alle, die mich an diesem Tag unterstützt haben.
Trainingslager Lanzarote
14 Tage Trainingslager in Lanzarote liegen hinter mir. Ich sitze im Flieger zurück nach Deutschland und lasse die zwei Wochen nochmals Revue passieren.
Im vergangenen Jahr hatte ich bereits ein Trainingslager in meinen Beinen und eine gute Grundlage gelegt. In diesem Jahr hatte ich mich bewusst für minimale Aufenthalte im Ausland entschieden, um immer die Möglichkeit zu haben meine Therapeuten und Ärzte zur Rate zu ziehen, falls Probleme auftreten und mein neues Umfeld so wenig wie möglich verlassen zu müssen. Gerade in den letzten Monaten habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, den Rückhalt durch Familie und Freunde zu spüren, wohl mehr als ich ihn je benötigt habe. Zudem habe ich meinen Alltag neu strukturiert. Trainiere viel mit Freunden/Athleten zusammen, gönne mir mehr Pause zwischen den Einheiten, arbeite mit verschiedenen Trainern zusammen und höre mehr denn je auf meinen Körper. Das Training lief gut, sodass ich mit meinem Team beschloss erst zu Beginn des neuen Jahres mit den Aufenthalten im Ausland zu beginnen, wenn der Körper wieder bereit ist, höhere Umfänge zu absolvieren.
So ging es am 05. Januar auf eine meiner Lieblingsinseln nach Lanzarote. Die Vorfreude auf warmes Wetter, Helligkeit, Sonne und eine andere Umgebung waren groß. In den ersten Tagen war das Wetter leider schlechter als erwartet, sodass der Plan etwas abgeändert werden musste. So gönnten wir meinem Körper mehr Zeit zur Anpassung und stiegen nach drei Tagen in den angedachten Plan ein. Die Einheiten verliefen weitgehend wie geplant und ich konnte meine ersten langen Ausfahrten auf dem Rad nach der Verletzung absolvieren.
Meine Laufeinheiten bestritt ich zum ersten Mal überwiegend auf dem Laufband, um dort genau nach Vorgaben trainieren zu können. Im Vorfeld hatte ich das Laufband bislang gemieden und mein Lauftraining in der Natur absolviert. Doch in Lanzarote lernte ich diese Art des Trainings zu schätzen, da ich mir einfach mein Tempo einstellen konnte und nur noch der Geschwindigkeit folgen musste. Schon jetzt bin ich gespannt, wie sich das Laufen in der Natur anfühlen wird.
Meine Schwimmeinheiten waren eher kurz und intensiv geprägt, um die neu gewonnene Grundschnelligkeit weiterzuentwickeln und sich mehr auf die anderen beiden Disziplinen konzentrieren zu können.
Auf dem Rad lag der Schwerpunkt auf vielen ruhigen Grundlagenfahrten gespickt mit einigen Intervallen am Berg und in der Ebene. In den letzten Tagen hatte ich mir das Ziel gesetzt eine möglichst vergleichbare Strecke, wie die des Ironman New Zealand, zu meistern, um den Körper möglichst viel an die Aeroposition und die Herausforderung, die dort auf mich wartet, gewöhnen zu können. Doch an diesem Tag wehte der Wind sehr heftig, sodass mein gestecktes Ziel zur mentalen Herausforderung wurde. Insgesamt 75 Kilometer Gegenwind unterteilt in 2x (30 Kilometer Gegenwind + 30 Kilometer mit Wind) + 1x (15 Kilometer Gegenwind + 15 Kilometer mit Wind) lagen vor mir, doch ich wollte es unbedingt schaffen. Alleine kämpfte ich gegen den Wind und meinen inneren Schweinehund. Am Ende hatte ich fast 160 Kilometer im Sattel verbracht und einen guten Schnitt erzielt mit dem ich mit Zuversicht in die Zukunft schauen kann.
Nun geht es für zehn Tage nach Hause um neue Motivation und Kraft bei Familie und Freunden zu tanken, bevor es am 30.01.2018 noch einmal nach Lanzarote geht, um den letzten Feinschliff nach so kurzer Trainingszeit für meine geplante Langdistanz dem Ironman New Zealand im März legen zu können. Schon jetzt ist mir klar, dass es eine Herausforderung werden wird, nach so langen Zeit ohne systematisches bzw. überhaupt keinem Training eine Langdistanz zu absolvieren. Doch meinen Traum von Hawaii gebe ich auch nach dem letzten Jahr nicht auf, sodass mein Team und ich uns bewusst für das Abenteuer entschieden haben, um dort erste Punkte für das Kona-Pro-Ranking (Qualifikation für die IM WM auf Hawaii 2018) sammeln zu können. Das eigentliche Ziel wird dann im Sommer meine zweite Langdistanz sein, bis dahin wissen wir, in welchen Bereichen noch Nachholbedarf besteht und an welchen Stellschrauben gedreht werden muss.
Jetzt genieße ich erstmal die Zeit zu Hause und versuche mich bestmöglich zu erholen, bevor es noch einmal für zwei Wochen auf die „Windinsel“ gehen wird.