Es ist zwar “nur die Holzmedaille”, aber ich bin dennoch total happy über mein Ergebnis bei der EM in Wiesbaden. Da ich drei Tage nach dem Rennen immer noch total platt bin, weis ich, dass ich alles gegeben habe und den dritten Platz nicht verloren, sondern den vierten Platz gewonnen habe. Nun weis ich endlich, dass ich auch Radfahren kann :). Jetzt warte ich auf den Tag, an dem alles zusammen passt und ich am Ende auch meine Laufstärke noch ausspielen kann.
Es war so ein geniales Gefühl, endlich Radbeine zu haben (Foto: Marcel Hilger).
Rückblick
Nach meinem Sieg beim City Triathlon in Frankfurt wurden nochmals einige Reize gesetzt um die Form Richtung Ironman 70.3 WM weiter zu zu spitzen. Genau wie vor der Olympischen Distanz in Frankfurt gab es auch vor dem Rennen in Wiesbaden keine Taperingphase, in der ich die Umfänge reduziert wurden und ich mich angemessen erholte. Dies hebe ich mir dann für mein großes Ziel in drei Wochen auf.
Das gute Gefühl des Frankfurt City Triathlons immer in Gedanken dabei (Foto: Marcel Hilger).
Vierte bei der Ironman 70.3 Europameisterschaft
10.08.2015
Die Ironman 70.3 Europameisterschaft in Wiesbaden sollten für mich eigentlich nur ein letzter Materialtest und einer guter Trainingsreiz sein, sodass ich völlig entspannt und ohne Druck dem Start entgegen fieberte.
Pünktlich um 8:02 Uhr fiel der Startschuss im Raunheimer Waldsee. Ich entschied mich für einen Startplatz am rechten Rand wodurch ich leider den Anschluss an die Spitzengruppe gleich nach dem Start verlor. So kämpfte ich mich wie so oft alleine durch das Wasser. Nach einer gefühlten Ewigkeit, aufgrund schlechter Sicht durch meine Brille und leicht schweren Armen erreichte ich nach 29:07 Minuten als Achte die Wechselzone (Schwimmstrecke war wohl gut 4 Minuten langsamer als normal :)). “Das fängt ja gut an,” dachte ich mir.
Nun freute ich mich auf meine Lieblingsradstrecke, da ich einige Abschnitte oft bei meinen Trainingsausfahrten absolviere und sie durch den schönen Taunus führt, in dem ich aufgewachsen bin. Nach einem schnellen Wechsel reihte ich mich hinter Alexandra Tondeur ein. Auf den ersten Kilometern blieb ich im vorgeschriebenen Abstand dahinter. Bereits nach 20 Kilometern hatten wir einige Plätze gut gemacht. Im Anstieg aus Igstadt heraus Richtung Naurod fasste ich mir ein Herz und ging vorbei. Genau diesen Abschnitt fahre ich meist einmal pro Woche, sodass ich ganz genau weis, worauf es dort ankommt. Nun gab es nur den Blick nach vorne. Heute lief es auf dem Rad wie von selbst. „Ich fühlte mich, wie im Flow, die Kilometer flogen nur so an mir vorbei und die steilen Anstiege fühlten sich an wie kleine Erhebungen in der Straße. Ich hätte noch Ewigkeiten weiter fahren können.” So konnte ich mich immer weiter von den Verfolgerinnen absetzen und den Druck erhöhen und mich nach knapp 30 Kilometern auf Rang drei festsetzen. Nach 2:44:01 Minuten erreichte ich überglücklich als Dritte mit knapp 5 Minuten Rückstand auf die ersten beiden Frauen die Wechselzone. “Meine Freude über meine super Radleistung stand mir regelrecht ins Gesicht geschrieben. Jetzt nur noch irgendwie nach Hause laufen.”
Völlig relaxed und guter Dinge (Foto: Marcel Hilger)
Nach einem schnellen Wechsel machte ich mich auf die Laufstrecke. Schnell hatte ich meinen Rhythmus gefunden und fühlte mich gut. Doch dieses Gefühl verschwand bereits nach der ersten von vier Laufrunden. Nach knapp 10 Kilometern musste ich die Viertplatzierte vorbei ziehen lassen. „Ich hatte sie noch gar nicht erwartet, da ich vorher noch einen Vorsprung von einer Minute zu gerufen bekommen hatte. Doch in dem Moment hatte ich auch nichts mehr zu zu setzen und musste sie ziehen lassen. Die Beine wollten einfach nicht mehr. Nun versuchte ich mich mit jedem geschafften Kilometer zu motivieren. Alle Anfeuerungsrufe “es nochmal zu versuchen” wieder heranzulaufen scheiterten. Ich war einfach völlig am Ende. Ich versuchte mit letzter Kraft den vierten Platz noch zu retten.”
Hier fühlte es sich noch wie Laufen an …. (Foto: Marcel Hilger)
Ab hier begann dann der Kampf gegen mich selbst (Foto: Jörg Schüler)
Nach 1:27:59 Minuten hatte ich den Halbmarathon hinter mich gebracht und durfte mich mit einer Gesamtzeit von 4:44:53 Minuten über Rang vier in einem starken Feld freuen.
Ich habe alles gegen, sodass ich glücklich über meinen vierten Platz bin (Foto: Marcel Hilger).
„Ich freue mich riesig über meinen vierten Platz, auch wenn es die „Holzmedaille“ ist. Vor dem Rennen hätte ich niemals damit gerechnet so nah dran zu sein, sodass die Freude über die sensationelle Radleistung überwiegt. Jetzt weis ich endlich, dass ich Radfahren kann. Heute bin ich auf dem Rad einfach über meinem Limit gefahren, sodass ich am Ende nicht mehr schnell laufen konnte. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt und Grenzen müssen verschoben werden um den nächsten Schritt zu gehen. Nun heißt es noch drei Wochen auch in den beiden anderen Disziplinen ordentlich Gas geben, sodass bei der WM vielleicht alles zusammen passt.”
Mein Dank gilt allen, die an mich gedacht und mir die Daumen gedrückt haben. Zudem natürlich allen, die an der Strecke standen und mich unterstützt und mit Informationen versorgt haben. Ihr wart klasse, ich habe mich über jeden einzelnen gefreut und es zumindest, als es mir noch gut ging, versucht mit einem Lächeln zu zeigen. Ausserdem natürlich meinen Sponsoren, die immer hinter mir stehen und mich versuchen bestmöglich zu unterstützen.
Mein Glückwunsch geht an die neue Europameisterin Camilla Pedersen (4:36:04 Minuten), die Zweitplatzierte Anja Beranek (4:40:29 Minuten) und Alexandra Tondeur (4:43:14 Minuten) als Bronzemedaillengewinnerin sowie Boris Stein als Sieger bei den Männern.
30.09.2015
Vorschau
Nun heißt es dem Körper zwei bis drei Tage Erholung gönnen und den Reiz setzen lassen. Danach geht es an die letzten ausgewählte Reize für das Rennen in Zell am See. Ich werde bereits eine Woche vor dem Rennen vor Ort sein um mir alles genau anschauen und auf den Wettkampfstrecken trainieren zu können.