“Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!” Auch einige Tage nach dem Rennen würde ich meine Taktik immer wieder so durchziehen, da ich wusste, dass es im Laufen eng werden würde .
… das ich in diesem Jahr für mehr als sechs Stunden mein Heimrennen in Frankfurt anführen würde, hätte ich mir nie vorstellen können.
Ich bin zufrieden mit meinem vierten Platz und meiner neuen Bestzeit.
Fotos: Marcel Hilger
Rückblick
Nach meinem Sieg beim Ironman 70.3 Luxembourg gab ich meinem Körper drei Tage Erholung bevor ich noch ein paar ausgewählte Reize für den Ironman Frankfurt setzte. Ansonsten lag der Schwerpunkt bereits auf der Erholung. So versuchte ich jeden Tag für einige Stunden die Füße hochzulegen und die Arbeit ruhen zu lassen um meinem Körper bereits 10 Tage vor dem Rennen die notwendige Ruhe zu geben. Die kurzen Trainingseinheiten verliefen alle nach Plan, sodass ich mit Zuversicht auf das Rennen am Sonntag schauen konnte.
Vierte bei der Ironman Europameisterschaft Frankfurt und Dritte der Deutschen Meisterschaft auf der Langdistanz
03.07.2016
Pünktlich um 6:30 Uhr wurden die Profi-Männer auf die Reise geschickt. Zwei Minuten dahinter die Profi-Damen. Aufgrund einer angeblichen Wassertemperatur von ungefähr 23 Grad mussten die Profis ohne Neoprenanzug die 3,8 Kilometer lange Schwimmstrecke in Angriff nehmen, die Altersklassenathleten durften mit „Gummihaut“ schwimmen. Für mich war es ohne Neopren ein kleiner Vorteil, da ich keine Probleme mit Kälte habe und ich mich zu den stärkeren Schwimmerinnen zähle, die ihre Leistung so noch besser ausspielen können. Ich erwischte einen fantastischen Start und konnte mich gleich an Position zwei setzen. Leider konnte sich Daniela Ryf bereits nach einigen Metern einen Vorsprung erarbeiten, sodass ich alleine die 3,8 Kilometer schwimmen musste. Nichts desto trotz erreichte ich nach 55:57 Minuten als zweite Frau die Wechselzone.
Foto: Marcel Hilger
Nach einem schnellen Wechsel konnte sich ich mich bereits nach wenigen Metern auf der Radstrecke an der großen Favoritin Daniela Ryf vorbei schieben und von dort an mein eigenes Rennen machen. Von Anfang an drückte ich mächtig aufs Pedal und konnte meinen Vorsprung schnell ausbauen obwohl ich auf der Radstrecke überwiegend alleine unterwegs war und nicht das Glück hatte mit Männern mitfahren zu können. „Ich habe gedacht, träume ich, dass kann doch gar nicht sein?!? Ich führe die Europameisterschaft in Frankfurt an.” Ich hatte sogar für Jeden den ich an der Strecke erkannte und meinen Namen rief ein Lächeln auf den Lippen. „Ich habe meine Fahrt einfach genossen und wollte meinen Fans an der Strecke etwas zurück geben und ihnen zeigen, dass ich sie wahrgenommen habe.” Die Hälfte der Distanz hatte ich nach gut 2:21 Stunden absolviert, was eine neue Bestzeit auf dieser Strecke bedeutet. Die zweite Runde wurde dann für mich etwas mühseliger, da der Wind mehr und mehr auffrischte und ich komplett alleine (ausser verfolgt von den Motorrädern) unterwegs war. Nach 4:54:15 Minuten erreichte ich mit mehr als fünf Minuten Vorsprung auf Daniela Sämmler die Wechselzone.
Foto: Marcel Hilger
Nun begann das große Fragezeichen. „Ich habe alles versucht, doch die fehlenden Laufkilometer machten sich ab der Hälfte der Marathonstrecke bemerkbar.” Mein Schritt wurde immer unrunder. Es sah aus als würde ich humpeln. So musste ich dann schließlich Melissa Hausschildt passieren lassen und kämpfte weiter. Ich versuchte mich immer wieder zu motivieren, schneller zu laufen und fest an das Podium zu glauben. Doch die Schritte wurden immer langsamer. So musste ich erst Daniela Sämmler vorbei ziehen lassen und auf den letzten Kilometern auch noch Katja Konschak.
Foto: Marcel Hilger
Am Ende erreichte ich nach 3:21:43 Minuten für den abschließenden Marathon und einer Gesamtzeit von 9:16:40 Minuten als Vierte der Ironman Europameisterschaft und Dritte der Deutschen Langdistanzmeisterschaft das Ziel. „Natürlich bin ich ein wenig enttäuscht, dass es am Ende wieder einmal die „Holzmedaille“ geworden ist, doch ich habe alles gegeben und alles versucht, sodass ich mir keinen Vorwurf machen kann. Am Ende freue ich mich über eine neue Bestzeit und über meinen vierten Platz bei der Ironman Europameisterschaft. Ich glaube ich habe heute gezeigt, dass ich durchaus auch Potential auf der Langdistanz habe. Ich hätte niemals zu träumen gewagt, dass ich 180 Kilometer alleine an der Spitze fahren würde. Es war wie in einem Traum und dieses Gefühl nimmt mir keiner mehr. Ich wusste, ich muss im Wasser und auf dem Rad alles versuchen, sonst habe ich aufgrund der Verletzung keine Chance im Marathon. Auch ein paar Tage später würde ich alles genau so machen, wie ich es am Sonntag gemacht habe. Nächstes Jahr komme ich hoffentlich verletzungsfrei durch den Winter und dann werde ich wieder angreifen. Immerhin bin ich mehr als 21 Minuten schneller Radgefahren als je zuvor und die schnellste Zeit von allen Frauen, das lässt Hoffen, da Radfahren sonst immer meine Wackeldisziplin war.”
Hiermit möchte ich meinem ganzen Team vor allem meinem Trainer Rainer Skutschik und meiner Familie einen großen Dank für die großartige Unterstützung aussprechen, zudem meinen ganzen Sponsoren und Partnern ohne die ein solcher Erfolg nicht möglich wäre. Weiterführend möchte ich mich bei allen bedanken, die mich an der Strecke lauthals angefeuert haben. “Ihr wart einfach spitze. Ich habe immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.” Vor allem auch ein großes Dankeschön an den Verpflegungsstand von Eintracht Frankfurt Triathlon, “ihr habt mich den Heart Brake Hill hochgepeitscht, unglaublich.” Zudem allen, die vor dem TV mitgefiebert und mitgelitten haben, vor allem meine Heimatgemeinde Schloßborn im Taunus. Vielen lieben Dank für die vielen guten Wünsche vor dem Rennen und die lieben Nachrichten nach dem großen Tag. “Ich bin immer noch sprachlos, wer alles mein Rennen verfolgt hat und mir die Daumen gedrückt hat.” Da die Frage immer wieder aufkommt, ob ich mich für Hawaii qualifiziert habe … nein, im Moment bin ich 40. der Weltrangliste, die besten 35 qualifizieren sich. Noch habe ich mit dem Rennen am 14. August in Wiesbaden die Chance mich auf den letzten Drücker zu empfehlen, doch in diesem Jahr liegt der Fokus auf der Ironman 70.3 WM in Australien, sodass ich nicht traurig bin, mich nicht zu qualifizieren. Wenn ich in Hawaii starte, möchte ich ja auch nicht einfach an der Startlinie stehen und ins Ziel kommen, sondern auch eine gute Leistung zeigen können und in diesem Jahr glaube ich, ist dies leider nicht möglich, da ich vor der Ironman 70.3 WM lieber an meiner Geschwindigkeit arbeiten möchte und dann würden mir immer noch die langen Läufe für einen Marathon fehlen. Die Qualifikation für Hawaii wird sicherlich für nächstes Jahr ganz oben auf meiner Liste stehen und bis dahin bin ich hoffentlich verletzungsfrei und habe auch einige lange Läufe im Gepäck.
Mein Glückwunsch geht an die Siegerin Melissa Hausschildt, die Zweitplatzierte Katja Konschak und Daniela Sämmler als Drittplatzierte sowie den Sieger bei den Männern Sebastian Kienle.
Ergebnisübersicht:
1. Melissa Hausschildt | AUS | 9:01:17 | 59:15 | 4:57:10 | 3:00:12 |
2. Katja Konschak | GER | 9:09:58 | 56:05 | 5:06:45 | 2:59:29 |
3. Daniela Sämmler | GER | 9:13:23 | 58:18 | 4:56:54 | 3:12:47 |
4. Natascha Schmitt | GER | 9:16:40 | 55:57 | 4:54:15 | 3:21:43 |
Ausblick
Jetzt gönne ich mir erst mal eine einwöchige Auszeit um Körper und Geist die Möglichkeit zu geben sich von der ersten Saisonhälfte zu erholen. Danach beginnt die unmittelbare Vorbereitung auf die Ironman 70.3 Europameisterschaft in Wiesbaden und die Ironman 70.3 Weltmeisterschaft in Mooloolaba. In den verbleibenden Wochen möchte ich besonders an meinen Geschwindigkeiten im Schwimmen und im Laufen arbeiten. Welche Rennen ich nach der Weltmeisterschaft noch bestreiten werde oder wie ich die Qualifikation für Hawaii für die kommende Saison angehen möchte, entscheide ich gemeinsam mit meinem Trainer in einigen Tagen.